Den Rechten keinen Rückzugsraum in Ostthüringen geben
Verein Aufandhalt, Buntes Bündnis Greiz und Mobit wollen mit Aktionen der zunehmenden Verbreitung rechtsextremer Tendenzen im Landkreis entgegenwirken.
Foto: Tobias Schubert
Greiz. Der Geraer Verein Aufandhalt, die mobile Beratung in Thüringen für Demokratie – gegen Rechtsextremismus (Mobit) und das bunte Bündnis Greiz haben sich in einem Pressegespräch gestern besorgt über die aus ihrer Sicht zunehmende Verbreitung rechtsextremistischer Strömungen im Landkreis Greiz und der Stadt Gera geäußert. Man müsse davor warnen, „dass sich ein Rückzugsraum für Rechte in Ostthüringen etabliert“ und sehe die Gefahr, dass „sich rechtsextreme Strukturen eingeladen fühlen“, sagte Nicole Schneider von Mobit auch in Reaktion auf das Lesetreffen der Zeitschrift Zuerst im Bio-Seehotel Zeulenroda. Die Zeitschrift sei eine Schnittstelle zwischen National-Konservativen, Neuer Rechter und Neonationalisten, so Schneider.
Auch bei der Veranstaltung mit dem Thüringer Migrationsminister Dieter Lauinger (Grüne) auf dem Sportplatz in Gera-Liebschwitz hätte er einige Menschen erlebt, die offensichtlich nur gekommen seien, um die Stimmung gegen die Flüchtlinge anzuheizen, berichtete Karsten Halbauer, selbst Teilnehmer der Veranstaltung. Peter Lückmann , unter anderem Mitglied bei Aufandhalt, bestätigte diesen Eindruck. Er sprach sogar davon, dass die Liebschwitzer Einwohner, die ihren Sorgen zurecht Luft gemacht hätten, von Rechten auch aus Greiz und Umgebung „unterwandert“ worden seien. Auch er drückte Befürchtungen aus, das fehlende Gegenstimmen zur Duldung rechtsextremistischen Gedankenguts führen würde.
Mit Sorgen betrachte sie die Aktionen des sogenannten Bürgerbündnis Weida, dass gestern Abend zu einem „Spaziergang“ gegen ein vermeintliches Asylbewerberheim in Weida eingeladen hatte, sagte Greizer Kreistags- und Weidaer Stadtratsmitglied Doris Smieskol (Grüne). Dabei sei noch gar nicht bekannt, ob und wie viele Flüchtlinge nach Weida kommen würden. Zugleich warb sie für Verständnis für die Situation der Flüchtlinge: Man müsse sich nur vorstellen, was passieren würde, wenn die eigene Stadt bombardiert würde. „Kein Mensch ist davor gefeit, vielleicht einmal Asyl beantragen zu müssen.“
Willi Brüssel-Mautner kündigte Aktionen für die nächsten Monate an. So sei zum Beispiel eine Gegenaktion gegen die Veranstaltung der Gruppe „Dritter Weg“, einer Nachfolgeorganisation der inzwischen verbotenen Gruppe ,,Freies-Netz-Süd“, am 1. Mai in Saalfeld geplant. In Greiz sei zudem ein Projekt in Zusammenarbeit von Aufandhalt, IG Metall und anderen Partnern in Vorbereitung, mit dem man den Kontakt zwischen Einwohnern und Flüchtlingen verbessern und sukzessive Vorurteile abbauen will. Es soll am 1. Juli starten.
[Quelle: Tobias Schubert / 28.03.15 / OTZ]